Ökostrom ist wieder im Aufwind – und zwar so sehr, dass in der Energiewirtschaft der Begriff „Greta-Effekt“ geprägt wurde. Mit Ihrem Einsatz für eine konsequente Klimapolitik hat die junge schwedische Aktivisten Greta Thunberg das Gewissen der Verbraucher so wachrütteln können, dass 58 Prozent der Haushalte, die im Juni 2019 einen neuen Stromvertrag abgeschlossen haben, sich für einen Ökotarif entschieden. Dies geht aus einem Bericht des Vergleichsportals Verivox hervor, demzufolge die Nachfrage nach Ökostrom seit der Katastrophe in Fukushima nicht mehr so hoch gewesen sei.
Die Auswahl des richtigen Ökostrom-Anbieters ist allerdings nicht einfach. Tausende von Anbietern und Tarifen erschweren die Entscheidung der Verbraucher. Außerdem liegt der Teufel im Detail: Da der Begriff Ökostrom weder geschützt noch gesetzlich definiert ist, werben viele Stromanbieter mit günstigem Grünstrom, der in Wirklichkeit gar nicht grün ist.
Eine Mitschuld trägt hier die schiere Komplexität des Strommarktes, die so beispielsweise vorgebliche Ökostromtarife durch den dubiosen Erwerb von Zertifikaten und Ökostromnachweisen legitmiert. Der Trick dahinter mag legal sein, doch die Verbraucher haben dennoch hier das Recht darauf, sich getäuscht zu fühlen: Denn durch dieses Verfahren wird häufig hierzulande produzierter Atom- oder Kohlestrom – mittels beispielsweise eines Ökozertifikates eines norwegischen Wasserkraftwerkes – “umetikettiert” und als Naturstrom verkauft. Die Folgen sind dabei verheerend, weil so letztendlich viele Ökostromtarife indirekt die Produktion klimaschädlichen Stroms fördern.
Woran lassen sich die richtigen umweltfreundlichen Ökostromtarife erkennen?
Aufgrund dieses breiten, intransparenten Angebotes empfehlen die Verbraucherzentralen, den kurzen Weg zu nehmen und nur Ökostromtarife abzuschließen, die nach dem OK-Power-Label oder Grüner Strom-Label zertifiziert sind. Ihre Aufnahmekriterien garantieren, dass der Verbraucher – schon beim simplen Strombezug aus der Steckdose – die Umwelt schont und die Energiewende vorantreibt:
- Stromherkunft: 100 Prozent Ökostrom aus erneuerbaren Quellen.
- Beteiligungsverhältnisse: Ausschluss einer wesentlichen Beteiligung an oder erheblichen Verflechtung des Ökostromanbieters mit Atomkraftwerken, Braunkohlekraftwerken oder neuen Steinkohlekraftwerken.
- Verbraucherschutz: Schutz vor unfairen Tarifbedingungen, u.a. durch Verbot von Vorkasse, Mindestabnahmemengen, langen Vertragslaufzeiten.
- Erfüllung ökologischer Anforderungen an Ökostrom-Erzeugungsanlagen.
- Initiierung und Betrieb von Erneuerbare-Energien-Neuanlagen.
- Förderung innovativer Energiewende-Projekte.
(Quelle: OK Power – Qualitätkriterien).
Smart Meter als wichtige Ergänzung zu Ökostrom
Dabei wird gerne vergessen – auch unter Ökostrom-Nutzern –, dass die günstigste, umweltfreundlichste Kilowattstunde jene ist, die man gar nicht erst verbraucht – und für die keine Wind- oder Solaranlage gebaut werden muss. Ebenso wird oftmals vernachlässigt, dass Atom- und Kohlekraftwerken besonders in den Abendstunden auf Hochtouren laufen müssen, damit die Stromnetze stabil bleiben und die Versorgung aller Anschlussnehmer – auch die der Ökostromkunden – garantiert ist.
In diesem Zuge sind Smart Meter die beste Ergänzung zu einem qualitativen Stromtarif. Das Monitoring des Energieverbrauchs des Stromverbrauchs schärft das Bewusstsein für den eigenen Energiebedarf und ermöglicht dessen Optimierung, indem mühelos Stromfresser entlarvt und im inexogy Portal die direkten Effekte einfacher Verhaltensanpassungen beobachtet werden können.
Darüber hinaus sind Smart Meter Voraussetzung für stündliche Tarife, die das Verschieben planbarer Lasten – beispielsweise das Einschalten der Waschmaschine oder das Aufladen des E-Autos – in Zeiten eines großen Solar- oder Windstromangebots finanziell belohnen. Unsere Partner aWATTar und STROMDAO sind in diesem Sinne, dank ihrer flexiblen Abrechnungsmodelle, echte Vorreiter im deutschen Strommarkt.
Natürlich ist also bereits viel geholfen, wenn man den Tarifdschungel durchsteigen und einen wirklichen Ökostromanbieter aufspüren konnte. Der weitere Weg zum nachhaltigen Konsum kann allerdings nur aus der Unmündigkeit heraus beschritten werden, indem man – auch als Ökostrom-Nutzer – seinen Verbrauch verstehen lernt.