Und doch entstehen in diesem Zuge andere Male interessante Gespräche, die auch für nicht Eingeweihte in die Smart Metering Welt sehr gut verdeutlichen, worum es bei intelligenten Stromzählern geht und was die Arbeit von inexogy auszeichnetet. Dies ist auch der Fall in diesem Interview, welches unser Kollege Pawel Ochmann, Key Account Manager, mit der Hochschule Düsseldorf geführt hat und aus dem ein guter Überblick über die Smart Metering Technologie hervorgeht.
In welchem Marktsegment agiert Ihr Unternehmen?
Pawel Ochmann: Die inexogy GmbH ist ein bundesweit tätiger Messstellenbetreiber. Unsere Leistung umfasst die Übernahme der Übergabemessung vom Netz zum Endverbraucher. Darüber hinaus realisieren wir auch Untermessungen.
Aber am Ende geht es nicht wirklich allein um Messen, sondern mithilfe moderner Messtechnik die Weichen der künftigen, klimaneutralen Energiewelt zu stellen. Wie kann man Energieverbrauch für Haushalte und Unternehmen transparenter und verständlicher machen? Wie können Millionen von Energieerzeugern auf stabile und sichere Weise in das Stromnetz integriert werden? Und wie lässt sich etwa die Mobilität elektrifizieren und die Energieversorgung dezentral und klimafreundlich gestalten? Smart Meter liefern Lösungen für all diese Herausforderungen.
Was zeichnet Sie als Unternehmen besonders aus?
Pawel Ochmann: inexogy ist ein Full-Service Anbieter. Unsere Kunden erhalten die gesamte Leistung aus einer Hand. Dazu gehört ein eigenes Gateway, die Montage der Hardware sowie der laufende Betreib der Messstellen inkl. der MSB Prozesse. Die Gesamtleistung wird durch ein Portal abgerundet, dass wir selbst entwickelt haben und fortlaufend erweitern. Es ermöglicht dem Kunden eine durchgehende Visualisierung seines Verbrauchs oder der Erzeugung.
Was ist der USP (unique selling point) Ihres Unternehmens bzw. Ihrer Dienstleistung?
Pawel Ochmann: Das Alleinstellungsmerkmal ist wie beschrieben die Übernahme der gesamten Leistung von der Entwicklung bis zum Betrieb. Dadurch ist es Privatpersonen oder auch Gewerbekunden möglich, den Zähler direkt bei uns zu bestellen und einzusetzen. Der Kunde erhält eine sehr leistungsfähige Komplettlösung ohne sich selbst mit den Rahmenbedingungen des Messstellenbetriebs beschäftigen zu müssen. Durch unser Montagenetzwerk können wir unsere Leistungen dabei bundesweit anbieten.
Inwiefern beschäftigt sich Ihr Unternehmen bzw. Ihr Bereich mit dem Thema intelligente Messgeräte?
Pawel Ochmann: Intelligente Messsysteme sind unser Kernprodukt auf dem alle unsere Lösungen basieren. Dabei bieten wir sowohl BSI zertifizierte Systeme als auch unzertifizierte Systeme an. Unser Unternehmen wurde mit dem Ziel gegründet, dem Endverbraucher seinen Energieverbrauch zu visualisieren. Die Grundlage für die Visualisierung ist ein „intelligentes“ System, welches Messdaten einsammeln und an den Server weiterleiten kann.
Was macht ein Smart Meter “Smart”?
Pawel Ochmann: Ein intelligentes Messsystem (Smart Meter) besteht immer aus zwei Komponenten. Die erste Komponente ist die moderne Messeinrichtung (MME). Dies ist ein einfacher digitaler Zähler. Die zweite Komponente ist das Gateway. Das Gateway ist mit dem MME verbunden (per Kabel oder Funk) und sammelt die Messdaten kontinuierlich. Anschließend leitet es die Daten weiter an den Server. Das Gateway kann in beide Richtungen kommunizieren. Es kann zudem weitere Schnittstellen zur Verfügung stellen, um zusätzliche Zähler oder Geräte anzuschließen. Es macht aus einem Messsystem ein intelligentes Messsystem.
Wer sind die führenden Smart Meter Hersteller?
Pawel Ochmann: Zum Beispiel die inexogy GmbH. Daneben gibt es natürlich noch weitere Hersteller wie PPC, EMH, Sagecom Dr. Neuhaus oder Theben.
Welche Vorteile und Nachteile haben Smart Meter gegenüber anderen Messgeräten?
Pawel Ochmann: Die vorherige Messtechnik, also die analogen Zähler, waren natürlich immer simpel aber robust und standen stets in hoher Stückzahl zur Verfügung, wenn benötigt. Dabei sind sie aber auch im wahrsten Sinne des Wortes in die Jahre gekommen und haben sich nie weiterentwickelt; sie können ausschließlich zählen und müssen dabei immer noch manuell abgelesen werden. Sie bieten lediglich Verbrauchswerte und sind so für alle neuen Anwendungsgebiete völlig unbrauchbar.
Ein Smart Meter ist als komplexeres Produkt natürlich aufwendiger herzustellen und aufgrund der zusätzlichen Teile auch mal Risiken in der Lieferkette stärker ausgesetzt. Dafür ist die Datenanbindung der dringend benötigte Türöffner für alle weiteren Dienste der nächsten Dekaden, egal ob Steuerung, variable Tarifierung, intelligente Netzauslastung und und und. Die Live-Verfügbarkeit der Daten ist dabei noch der einfachste Anwendungsfall.
Wie viel kostet die Herstellung eines Smart Meter?
Pawel Ochmann: In der Regel mehrere 100 Euro, da hier sowohl ein digitaler Stromzähler als auch ein Gateway zum Einsatz kommen. Umso höher die Stückzahlen umso günstiger natürlich die Herstellung.
Welchen Mehrwert hat ein Smart Meter für die Wohnungswirtschaft?
Pawel Ochmann: In der Wohnungswirtschaft wird eine digitale Messinfrastruktur zukünftig unumgänglich sein. Nicht nur, dass manuelle Ablesungen entfallen und die laufende Verbrauchsüberwachung möglich werden. Letztere vereinfacht die Abrechnung durch stets verfügbare Daten, darüber hinaus wird ein effizientes Leerstandmanagement möglich. Weiter können Wohnungszähler (bspw. Wasser oder Wärme) in die bestehende Gateway-Infrastruktur eingebunden werden. All das kann dabei in einem Portal zusammengefasst visualisiert werden. Auch komplexere Innovationen der zukünftigen Wohnungswirtschaft, wie Mieterstrom, werden erst dank Smart Metering rentabel.
Was muss man bei einem Smart Meter beachten? Wie unterscheidet man ein gutes Smart Meter von einem schlechten Smart Meter?
Pawel Ochmann: Wie beschrieben besteht der Smart Meter aus einer modernen Messeinrichtung (Zähler) und dem Gateway. Der Zähler muss eichrechtliche Anforderungen erfüllen, da seine Messdaten für die spätere Abrechnung herangezogen werden. Hier gibt es einige große Hersteller (ISKRA, EMH, Easymeter, etc.) Diese erfüllen die Anforderungen und unterscheiden sich nicht signifikant. Da der Zähler selbst simpel im Zählerschrank hängt, gibt es hier auch keine besonderen Anforderungen an das Material und die Robustheit. Ein unterzertifiziertes Gateway ist ein kleiner Computer, der Daten einsammelt und entsprechend weitergibt. Grundlage hierfür sind die gleichen elektronischen Bauteile (Platinen, Schalter, etc.), wie sie in der Automobilindustrie oder im Maschinenbau zum Einsatz kommen. Daher auch hier kein deutlicher Qualitätsunterschied. Die wesentlichen Unterschiede ergeben sich nur durch die Schnittstellen sowie Anwendungen. Hier gehen die Angebote weit auseinander. Es ist jedoch kein Qualitätsmerkmal, sondern eher die Frage wie man den Smart Meter am Ende wirtschaftlich einsetzen möchte. Beim Thema Portal gehen die Hersteller ebenfalls unterschiedliche Wege. Hier sind der Datenaufbereitung und Darstellung keine Grenzen gesetzt.
Ist von einem BSI-zertifizierten Smart Meter die Rede, dann wird die Funktionalität des Gateways durch die vom BSI definierten TAF (Tarifanwendungsfälle) festgelegt. Jeder Anwendungsfall muss vom BSI zertifiziert und somit freigegeben werden. Man kann also nicht einfach etwas entwickeln und simpel auf den Markt bringen. Daher unterscheiden sich zertifizierte Messsysteme bisher kaum.
Welches Entwicklungspotential bietet ein Smart Meter?
Pawel Ochmann: Das Entwicklungspotenzial ist enorm. Zum einen sind es Bereiche wie Lastenmanagement oder Gerätesteuerung, die aus dem Smart Meter die zentrale Steuerungseinheit machen. Zum anderen werden virtuelle Anwendungen möglich, die im Bereich Smart Home, Quartierslösung und Visualisierung den Energieverbrauch für den Anwender greifbar machen.
Warum ist ein Smart Meter für die Energiewende unabdingbar?
Pawel Ochmann: Der Netzbetreiber muss dafür sorgen, dass das Netz stabil bleibt und auch bei plötzlichem Anstieg des Verbrauchs genug Energie zur Verfügung steht. Durch den Ausbau erneuerbarer Energie werden wir zukünftig jedoch mehr Produzenten haben (Solar, Wind) und auch viele größere Verbraucher (E-Mobilität). Die Erzeugung aus erneuerbaren Energien lässt sich nicht so einfach planen wie z.B. die Erzeugung eins Atom- oder Kohlekraftwerks. Eine intelligente Netzsteuerung, die Spitzenlasten vermeidet, ist daher unabdingbar. Dabei ist es wichtig, dass z.B. der hauseigene Stromspeicher sich dann auflädt, wenn gerade viel Strom verfügbar ist. Das Elektroauto aber nur dann lädt, wenn das Netz nicht gerade Spitzenlasten hat. Diese Steuerung sollte natürlich am besten direkt beim Kunden selbst erfolgen. Smart Meter können diese Aufgabe übernehmen und beim Verbraucher ein ganz anderes Bewusstsein für sein Verbrauchsverhalten entwickeln.
Gibt es Förderungen vom Staat und wenn ja welche?
Pawel Ochmann: Eine direkte Förderung für die Entwicklung eines Smart Meters gibt es nicht. Bei 15 Millionen Messstellen in Deutschland ist das wirtschaftliche Interesse aber auch ohne Förderung riesig. Es gibt jedoch zahlreiche Forschungsprojekte auf diesem Gebiet, die gefördert werden. Das Ziel dieser Forschungsprojekte ist die Entwicklung von Anwendungen, die mit dem Smart Meter realisiert werden können. Dies könnte eine intelligente Gerätesteuerung sein oder aber auch Apps und Anwendungen zur Energieeinsparung. Hier beteiligt sich die inexogy GmbH fortlaufend an Forschungsprojekten mit namenhaften deutschen Instituten, weiteren Unternehmen der Energiewirtschaft und Landesbehörden.
Gibt es darüber hinaus herausstechende Lösungen aus dem Ausland?
Pawel Ochmann: Viele andere Länder in Europa sind mit dem Smart Meter Rollout weiter als Deutschland. In Deutschland sind jedoch die Anforderungen an einen zertifizierten Smart Meter sehr hoch. Der Prozess der Zulassung ist langwierig und kostenintensiv. Da für den Smart Meter Rollout nur die BSI zertifizierten Systeme relevant sind, gibt es keine Lösung aus dem Ausland, die man einfach übernehmen könnte.